Ein Thema, was häufig gar nicht angesprochen und berücksichtigt wird. Es geht immer um Übungen, um die Korrekte Längsbiegung, die Korrekte Aufrichtung und Co. Fokussieren wir also einmal das Thema Spannung, um zu verstehen, wie wichtig es für das Training ist, die korrekte Spannung im Pferd zu finden.
Wir alle wollen ein entspanntes Pferd während des Training - doch gibt es ein ZU ENTSPANNT? Auf jeden Fall. Fehlt im Training eine positive Spannung ist kein Muskelaufbau möglich. Richtig. Ist der Muskeltonus zu niedrig, fehlt dem Pferd die Federkraft, die es benötigt um energieeffizient zu laufen. Das Pferd überlastet Sehnen und Gelenke, die Wirbelsäule fungiert als „Wäscheleine“ an der alles hängt und nach unten durchsackt.
Ebenso bei zu viel Spannung - die elastische Federkraft geht ebenfalls verloren und die Oberlinie gerät unter Spannung. Die Gelenke haben nur ein eingeschränktes Bewegungsausmaß und verschleißen. Zu viel Spannung erhöht Stress im Pferd.
Nur in der positiven Spannung kann das Pferd korrekt arbeiten und seine „Sprungfedern“ nutzen um alle Gelenke und Co vollumfänglich zu nutzen.
Doch wie lässt sich der Unterschied feststellen? Ein Pferd ist nicht immer grundsätzlich in einem Spannungszustand, oft variieren die verschiedenen Spannungszustände auch innerhalb der Trainingseinheit. Es ist wichtig, Gefühl dafür zu entwickeln, wann welcher Spannungszustand vorliegt, um zu erkennen, ob das Training gerade "ankommt" da wo es soll, oder nicht.
Eine positive Spannung kann häufig dadurch erzeugt werden, dass das Pferd ständig bereit ist, Richtung und Tempo zu ändern. Arbeitet man mental entspannt in Tempo- und Tempiwechseln kombiniert mit Richtungswechseln kann man häufig sehr schnell positive Spannung erzeugen!
Gar keine Entspannung im Training?
Nein! Natürlich benötigt das Pferd auch im Training Reprisen mit kompletter Entspannung - Pausenzeiten. Diese sollten regelmäßig zwischen den einzelnen Übungseinheiten, z.B. aller 5 Minuten oder direkt nach anstrengenden Lektionen gewährt werden. Da kann schon eine Runde Schritt am langem Zügel reichen, um die Kraftreserven wieder aufzubauen.
Die Positive Spannung bezieht sich auf die Reprisen in denen trainiert wird. Wenn wir joggen gehen oder im Fitnessstudio Übungen machen, machen wir das auch nicht unter dem Vorwand "zu entspannen" - denn dann verschleißt unsere Gesundheit ebenso!
Setzt die positive Spannung eine bestimmte Haltung voraus?
Nein. Für eine durchlässige Dehnungshaltung benötigt es genauso eine positive Spannung, ebenfalls im Gelände, Parcour oder versammelnden Lektionen. Die positive Spannung sorgt dafür, dass die Hilfen des Reiters oder Trainers am Boden leicht und durchlässig angenommen werden können, denn der Körper rollt nicht träge in eine Richtung, sondern kann leichtfüßig Richtung, Tempo und Gangart nach belieben verändern.
Muss die positive Spannung erarbeitet werden oder ist sie vorhanden oder eben nicht?
Die positive Spannung ist leider nicht naturgebeben. Bestimmte genetische und verhaltenstechnische Parameter bestimmen, ob das Pferd eher in der Kategorie "zu entspannt" (z.B. schlacksig, faul, triebig, stolpert viel) oder eher in der Kategorie "verspannt" (z.B. rennt davon, ist schreckhaft, ist nervös) agieren. Bei beiden Kategorien muss daran gearbeitet werden, in der Trainingeinheit immer mehr in den Zustand positiver Spannung zu kommen. Das kann am Anfang 10 % der Einheit in guter Spannung sein, und ist bei guter Arbeit daran nach ein paar Monaten vielleicht bei 60 % positiver Spannung. Je mehr, desto besser und gesundheitsfördernder.
Spannungslösende Beispielübungen:
generell ruhiges und gleichmäßiges Tempo
längere Reprisen in einer Gangart
Tempo- und Tempiwechsel in niedrigere Gangarten oder leicht untertouriges Tempo
kleine Tempowechsel (Wechsel innerhalb zwei Gangarten z.B. Trab - Schritt - Übergänge)
große Hufschlagfiguren
häufiges Zügel-aus-der-Hand-kauen
viele Schrittreprisen am längeren Zügel zwischen den Übungen
durchparieren bis hin zum Schritt
Standpausen in denen das Pferd am längeren Zügel abkauen kann
Spannungserhöhende Beispielübungen:
Die Schaukel - der Gedachte Wechsel zwischen Rückwärtsrichten und Antreten im oberen Körper ohne die Beine mitzusetzen
schnelle Tempi- und Tempowechsel
große Tempowechsel (Wechsel innerhalb mehrerer Gangarten z.B. Halten - Traben - Übergänge)
Antraben oder Angaloppieren aus dem Rückwärtsrichten
schnelle Richtungswechsel (z.B. Trabkehrtvolte verkehrtherum reiten und zur Bande hin zügig angaloppieren)
Wechsel bei Seitengängen (z.B. aus dem Schenkelweichen nach links Wechsel in das Schenkelweichen nach rechts)
Allerdings werden alle Übungen von den Pferden je nach Ausbildungs- und Leistungszustand individuell angenommen. Daher muss der Reiter als Trainer jederzeit evaluieren, ob er mit seiner Übung die richtige Reaktion im Pferd auslöst. Reiter denen es noch schwer fällt, dieses Gefühl für ihr Pferd zu entwickeln, sollten sich unbedingt ein zweites Paar Augen vom Boden aus dazu nehmen.
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