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SCHRITTREITEN - Das Non Plus Ultra?

Aktualisiert: 16. Mai 2022

Lange Warmreit- und Abreitphasen sind bekanntlich wichtig für die Gesunderhaltung des Körpers, für Muskeln, Sehnen und Gelenke. Doch ist lange Warm- und Abreiten die ideale Variante für alle Pferde?

Pferd mit Schwierigkeiten, den Rücken im Schritt zu stabiliseren

Gelenke, Sehnen und Bänder

Der Schritt ist eine schwunglose Gangart, mit 3 von 4 Beinen am Boden und daher nur eine geringe Belastung für Sehnen, Bänder und Gelenke, warum lange Schrittphasen dafür ein ideales Warm-Up und Cool-Down darstellen.


Wirbelsäule

Der Knackpunkt liegt in der Wirbelsäule (siehe Blogbeitrag) - die Rotation der Wirbelsäule nach links und rechts mit jedem Schritt wird durch das Bauchpendel, die Verschiebung der Organe nach links und rechts, ausgelöst. Diese Rotationsbewegung ist durch die verringerte Bauchmuskelaktivität im normalen Schritt am höchsten.

Im Schritt rotiert also nicht nur die Wirbelsäule am meisten, zusätzlich ist die Stützfunktion der Bauchmuskulatur von unten im Schritt am geringsten und stabilisiert nicht ausreichend.

Für Pferde mit schwacher Bauchmuskulatur oder Rückenproblemen sind langes SCHRITTREITEN, Ausritte im Schritt oder Wanderritte also Gift - der Rücken wird nur weiter nach unten gesessen. Das kann auch gut trainierten Pferden nach einer intensiven Arbeitsphase passieren.


 

Die Richtige Spannung

Auch im Schritt ist die Spannung (siehe Blogbeitrag) elementar. Schlumpert das Pferd im Schritt vor sich her, und das auch noch mit Reitergewicht, schwingt der Rücken in der Regel mit jedem Schritt nach unten, durch die fehlende Aktivität der Bauchmuskulatur wird von unten nicht gegengesteuert.


Wer also Schritt reitet, ob zum Erwärmen oder Abreiten, oder vor allem bei längeren Ausritten, sollte auf die richtige Spannung achten. Gerade bei Geländeritten kommt es zu Phasen, wo Pferd und Reiter nur vor sich her dümpeln. Für kurze Reprisen ist das i.d.R. kein Problem - andernfalls sollte vielleicht mit unten aufgeführten Lösungsvorschlägen kombiniert werden.



Pferde in der Rekonvaleszenz

Nach Verletzungen, z.B. an Sehnen, Gelenken oder Bändern, wird vom Tierarzt oftmals Schrittreiten empfohlen, was aus separierter Sicht für die Erkrankungen oftmals auch das Beste ist. Allerdings muss die Gesamtsituation betrachtet werden. Denn Pferde, die sich im Rücken nicht stabilisieren oder in Bauchmuskulatur und im Rumpftrageapparat nicht ausreichend tragen, bringen erhöhte Belastung auf die untere Gliedmaße und damit möglicherweise auch wieder auf die Verletzung.


Soll das Pferd also Schritt geritten werden, hat aber in der Gesamtbetrachtung nicht die Möglichkeit Reitergewicht zu stabilisieren, sollte dies mit dem Tierarzt besprochen werden. Oftmals sind einige der unten aufgeführten Lösungen anwendbar, diese sollten aber zwingend mit dem Tierarzt oder behandelnden Manualtherapeuten besprochen werden.



 

L Ö S U N G E N :

  • vor und nach der Arbeitsphase Schritt FÜHREN (Reitergewicht entfällt zumindest)

  • nach kurzer Zwangloser Schrittarbeit in Übungen mit Becken- und Bauchmuskelaktivität übergehen, um den Rücken gezielt zu stabiliseren (z.B. Rückwärtsrichten und Antreten im Wechsel; Kontrollierte Seitengänge wie Kruppe Herein, Schulter herein; Schrittstangen)

  • Lange Ausritte und Wanderritte mit geführten Sequenzen und vielen Übungen zur Aktivierung der tragenden Muskulatur kombinieren (z.B. Klettern und Slalom am Hang; Klettern über Baumstämme; Slalom um Bäume und andere Hindernisse)

  • Warm-Up im Stand z.B. mit Möhrchenübungen oder auf Balancepads und Wippen

  • Zur Korrektur und Unterstützung bei längeren Ritten kann zudem Phasenweise z.B. ein Equine Balancebands system mit Bauchgurt zur Stabilisierung eingesetzt werden


 

Die Rückenstabilität ist übrigens ein Themenausschnitt aus unserem 3. Teil "Horizontale Balance" der Ausbildungsserie "Biomechanische Trainingslehre"



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