Damit ein Gelenk gut funktioniert und gesund bleibt, muss es nicht nur von Außen einer gesunden und gleichmäßigen Belastung ausgesetzt werden, sondern auch von der inneren Gelenkflüssigkeit (Synovia) gut "geschmiert" werden. Stimmt etwas in diesem System nicht, kommt es zu degenerativen Veränderungen und Erkrankungen, die irreversibel sind.
Die Synovia (bräunliche Gelenkflüssigleit auf Bild 1) ist eine Gleitflüssigkeit und schützt den Knorpel im Gelenk vor Schäden. Durch sie funktioniert das Gelenkspiel im physilogischen Rahmen einwandfrei, gleichzeitig agiert sie als eine Art zähflüssiger "Stoßdämpfer" für Druckbelastungen, die z.B. durch Gewicht oder Gangarten auf das Gelenk treffen. Der Zustand von Synoviaunter- und überproduktion ist maßgeblich für die Gesundheit des Gelenks.
Die Synoviaproduktion wird in der Bewegung aktiviert. In Ruhestellung (viele Stehzeiten und fehlender Auslauf im Winter, Boxenruhe nach Verletzung) wird nur wenig bis keine Synovia gebildet und der Knorpel kann geschädigt werden.
Bei Überlastung wird übermäßig Synovia gebildet, aber nicht rückgebildet - und sackt in Gallen am Gelenk aus (z.B. Sprunggelenk). Gallen am Gelenk sind daher immer ein Zeichen für Über- oder Fehlbelastungen (Achtung, auch in den Sehnenscheiden
können sich Gallen/Aussackungen bilden, die nichts mit Gelenküberlastung aber mit Sehnenüberlastung zutun haben - häufig im hinteren Bereich über den Fesselgelenken zu sehen)
Aus dem zweiten Bild kann man sich sehr gut vorstellen, wie schmerzhaft es werden kann, wenn geschädigte Knorpelflächen ohne viel Gelenkschmiere bei jedem Schritt aufeinander reiben.
Lange Aufwärmphasen als Vorraussetzung
Ausreichend Schrittbewegung vor jeder Bewegung aktiviert die Synoviaproduktion,
ganzjährig muss freie gleichmäßige Bewegung abseits des Trainings gewährleistet werden, um den Knorpel gesund zu erhalten.
5 Minuten Schritt vor dem ersten Traben oder auch nur 2 Minuten zur Koppel bevor das Pferd wild losbockt sind also ein NO GO!
20 Minuten Schritt sind der Richtwert, um die Gelenkflüssigkeit zu aktivieren und das Gelenk aufzuwärmen. Dabei sollte der Fokus zuerst auf gleichmäßige Schrittarbeit ohne deutliche Längsbiegung oder Scherbewegungen (Seitengänge und Übertreten) gelegt werden, da dabei eine Gelenkseite immer mehr Belastung erfährt. Bei Pferden mit Vorerkrankungen der Gelenke sollte die Zeit ggf. auf 25 Minuten ausgeweitet werden.
Gesundes Training als größter Gelenkschutz
Die beste Vorraussetzung für einen gesunden Gelenkknorpel ist ein sehr ausgeglichenes Bewegungsspiel des Gelenkes. Dabei sollten alle möglichen Bewegungsrichtungen gleichmäßig funktionieren, abgefragt werden und durch die umliegende Muskulatur und den Bandapparat physiologisch begrenzt werden.
Oftmals gibt es ein Ungleichgewicht in der Bewegungsachse des Gelenks (das Pferd fußt mit dem Bein z.B. mehr mittig unter den Schwerpunkt oder nach außen neben den Schwerpunkt, oder es "lümmelt" auf einem Bein). Zusätzlich kann das Gelenkspiel durch ein Ungleichgewicht zwischen Beugung und Streckung beeinträchtigt werden.
Ein Hauptziel des Trainings sollte es daher sein, alle Gelenke physiologisch begrenzt und gesund durchzubewegen.
Positive Spannung für gute Gelenkfederung
Ein enorm wichtiger Punkt ist zudem die postive Spannung (siehe Blogbeitrag), die ein Pferd im Training hat. Ist das Pferd zu entspannt, trottet vor sich her, plumpst es ungefedert auf die Gelenke. Die Hauptstoßdämper der Rumpftrageapparat, aber auch die Federung in den Sehnen kann ohne eine Vorspannung nicht funktionieren, das Gelenk wird gestaucht. Auch bei zu hoher Spannung wird die Gelenkbewegung in einer Richtung überlastet aber auch eingeschränkt.
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